Jean Beck (1862-1938)

Jean Beck (1862-1938)

Hans Ludwig (Jean) Beck war ein Kunstgewerbler, Keramiker, Glasentwerfer und Designer im Zeitalter des  "Jugendstils und Art Deco". 

Er wurde im Zeitalter des Historismus 1862 in Mettlach geboren. Bereits durch seinen Vater, der als Beamter in der Mettlacher Steingutfabrik von Villeroy & Boch tätig war, bestand ein erster Kontakt zur Firma. Von früher Jugend an widmete er sich dem Zeichnen und nahm bereits mit 12 Jahren am firmeneigenen Zeichenunterricht teil.

Mit 14 Jahren (1876) begann er eine Lehre in den Dekorationswerkstätten von Villeroy & Boch in Mettlach und lernte u.a. bei Christian Warth das Zeichnen.

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1881 -1883 schickte ihn das Unternehmen an die Kunstgewerbeschule nach München. Nebenbei besuchte er die anatomischen Vorlesungen von Professor Rüdinger & Rückert. Danach war er noch für kurze Zeit an der Dresdner Kunstgewerbeschule bei Professor Rabe und setzte sich außerdem als Volontär in der Dresdner Kunstgewerbeschule von Villeroy & Boch mit kaufmännischen Fragen und der Massenfabrikation auseinander.

Es folgte ein Abstecher nach Berlin, wo Beck kurze Zeit im Laboratorium der Seger'schen Versuchsanstalt der KPM tätig war und im Atelier des Malers Professor Alexander Kips (1858-1910) "an großen Kartons mithalf". Noch im gleichen Semester begab er sich an die  Kunstgewerbeschule in Düsseldorf.

Jean Becks Ausbildungsgang bei Villeroy & Boch erweist eindrucksvoll, welche Kosten die Firma für eine sorgfältige Ausbildung junger Lehrlinge, die für eine Führungsposition geeignet schienen, aufwandte.

1883 ging er wieder zurück in die Steingutfabrik von Villeroy & Boch Mettlach. Für das Unternehmen wurde Beck ein wichtiger Mitarbeiter. Man übertrug ihm Leitungsfunktionen in Mettlach. Insbesondere war er Dekorationschef und Leiter der Mettlacher Zeichenabteilung, wo er auch täglich den Zeichenunterricht an 30 - 40 Schüler im Alter von 14 - 26 Jahren erteilte und somit im Laufe der Zeit Hunderte von jungen Leuten ausbildete. Zu seinen Aufgaben gehörte aber auch, neue Dekore für die Unterglasurmalerei zu entwickeln.

1889 stellte Villeroy & Boch in der Pariser Weltausstellung Arbeiten von Jean Beck aus (neben denen von Otto Hupp). Seine Werke hatten 1044 142 cut Theodore Deck (1823-1891), einer der führenden französischen Keramiker so sehr beeindruckt, dass dieser ihm bei einem Besuch in Mettlach im gleichen Jahr die artistische Leitung der Manufaktur zu Sèvres oder seines Privatateliers in Paris in Aussicht stellte. Dies aber nur unter der Voraussetzung, dass er sich noch einige Jahre lang weiterausbilden würde. 

1890 fasste er dann den Entschluss nach München zu gehen, um sich mit einem eigenen "Kunstgewerblichen Atelier" selbstständig zu machen. Zuvor besuchte er erneut für 3 Semester die Münchner Kunstgewerbeschule und studierte privat bei Herrn Professor Aloys Erdelt und dem Kunstmaler Aug. Dieffenbacher. Nebenbei nahm er an Vorlesungen in Chemie und Physik der technischen Hochschule in München teil. Darauffolgend zog es ihn für ein weiteres Jahr an die Akademie Julien in Paris, wo er Schüler bei den Professoren Bougereau, Ferier und Lefebre war.

Becks Zukunftspläne in Zusammenhang mit Theodore Deck verflogenda dieser am 15.05.1891 an einem Herzschlag starb.

Doch er ließ sich nicht unterkriegen. Nach seinem Aufenthalt in Paris nahm er ungefähr um 1894 eine Stelle als künstlerischer Leiter bei der Wächtersbacher Steingutfabrik an, die er bereits bei seinem Aufenthalt in München erfolgreich mit Dekorentwürfen versorgte.

Etwa um 1898 machte sich Jean Beck dann mit seiner "Kunst- und kunstgewerblichen Anstalt für die keramische und Glasbranche" selbstständig, nachdem er zuvor Auslandsreisen nach Holland, Italien, Spanien, Belgien, Schweiz und England gemacht hatte. Er fertigte "Entwürfe für Porzellan, Steingut, Majolika, Mosaiken, Wandplatten, Glasmalereien, Ätzungen, Kunstverglasungen, grafische Arbeiten wie Lithographie usw. an.

Damit schuf er die Unabhängigkeit, sich ohne unternehmerische Bevormundung zu entwickeln und seinen eigenen Stil zu schaffen. Moderne Kommunikationsmöglichkeiten brachten die Möglichkeit, die Standorte von Entwurf und Produktion zu trennen.

Ab diesem Zeitpunkt kehrte er nie wieder in ein Angestellenverhältnis zurück, obwohl er bis in die 1920er Jahre Kontakt zu Villeroy & Boch hatte, die oft seinen Rat einholte bzw. Entwürfe von ihm anfertigen ließ. So entwarf er um 1900 zahlreiche Dekore für die Schramberger Majolikafabrik von Villeroy & Boch.

Am 26.04.1924 wurde ihm der Professorentitel verliehen.

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Hier eine Liste von Wandtellern, die Jean Beck für das Unternehmen Villeroy & Boch Mettlach entworfen hat (teilweise mit Signatur):
 
Wandteller / plaque:
#1044/80, #1044/81, #1044/126, #1044/127, #1044/141, #1044/142 
 

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